August 28, 2020

Andreas Zednicek

Können Einzelspenden fehlende Ticketeinnahmen ersetzen? Neue angloamerikanische Studie veröffentlicht

Besucher*innenentwicklungFundraising

Der neue COVID-19 Sector Benchmark Insight Report ist die erste große Studie, die die Auswirkungen von COVID-19 auf das Spenden im Kunst- und Kultursektor untersucht. Ihm zugrunde liegen Echtzeitdaten von 105 nicht auf Profit ausgerichteter Institutionen aller Größenordnungen aus Großbritannien, den USA und Kanada.

Unsere Freunde bei der auf den Kunst- und Kultursektor spezialisierten, internationalen Consultingagentur TRG Arts und die Datenspezialisten bei Purple Seven haben Ende Juli die erste große Studie veröffentlicht, in der die Auswirkungen von COVID-19 auf das Spenden für den Kunst- und Kultursektor in Nordamerika und Großbritannien analysiert werden. Ihr zugrunde liegen (beinah) Echtzeitdaten von 105 nicht auf Profit ausgerichteter Institutionen aller Größenordnungen aus Großbritannien, den USA und Kanada.

Der COVID-19 Sector Benchmark Insight Report zeigt, dass – trotz zahlreicher Initiativen (zum Beispiel zur Umwandlung stornierter Tickets in Spenden) – gesamt betrachtet im ersten Halbjahr 2020 kein Anstieg an Spendeneinnahmen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 festzustellen ist – weder in Nordamerika, noch in den Großbritannien. Dennoch: Einige einzelne Institutionen, im Besonderen solche, die zuvor eher geringe Spendeneinnahmen hatten, konnten in den letzten Monaten einen erheblichen Zuwachs an Spenden verzeichnen:

Vereinzelt Wachstum von über 400 %

In Großbritannien stiegen die Spendeneinnahmen bei der Hälfte der teilnehmenden Institutionen an. 29 % gaben ein Wachstum von über 100 % und 11 % sogar ein Wachstum von über 400 % an. Stuart Nicolle, CEO von Purple Seven, dazu: „Es ist erfreulich zu sehen, dass einige in Großbritannien ansässige Organisationen das Volumen und den Wert der von ihren Kunden generierten Spenden in dieser Krise deutlich steigern konnten. Um in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen Institutionen hart arbeiten, um sicherzustellen, dass dies keine einmalige Geste des guten Willens ist, sondern der erste Schritt, um ein loyaleres Publikum zu gewinnen, das sich sowohl durch Ticketkauf als auch durch Philanthropie engagiert.“

Durchschnittssumme bei Großspenden um 55 % gestiegen

In den USA konnte das Gesamtvolumen an Spenden nur durch eine Zunahme an Großspenden (über 100.000,– USD) gehalten werden. Die Summe der Großspenden machte im ersten Halbjahr 2020 46 % aller Spendeneinnahmen aus (gegenüber 36 % im gleichen Zeitraum des Jahres 2019). Betrachtet man die einzelnen Spenden, so nahm die Zahl an Großspenden ab, während die Durchschnittssumme um 55 % stieg, was gesamt zu einem Wachstum im Bereich der Großspenden in den USA führte. Jill Robinson, CEO bei TRG Arts dazu: „Es ist ermutigend zu sehen, dass einige Großspender jetzt besonders tief in die Taschen greifen, um den Kunst- und Kultursektor in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen. Unter ihnen sind auch zahlreiche Personen, die ein Haus zum ersten Mal unterstützen und solche, deren letzte Spende Jahre zurückliegt. Die unterstützen Institutionen müssen jetzt umso mehr zeigen, wie wertvoll diese Spenden sind und was sie bewirken. Es gilt, den Dialog zu den Spendern pflegen und langfristge Beziehungen aufzubauen.“

Die Analyse der monatlichen Spenden (unter 100.000 USD) zeigt in den USA einen besorgniserregenden Trend: Im Mai wurde ein Rückgang um 35 %, im Juni ein Rückgang um 27 % verzeichnet. In beiden Märkten sind es vor allem besonders treue Besucher, die jetzt spenden. Robinson: „Die besorgniserregenden Ergebnisse dieser Analyse sind, dass die Spenden insgesamt gesunken sind und dass auch die Zahl der Personen, die Spenden in einer Zeit, in der Kunstorganisationen sie am dringendsten benötigen, gesunken ist. Wir müssen der Kommunikation mit unserem Publikum Priorität einräumen, uns die Zeit nehmen, auf deren Bedürfnisse zu hören und unsere Arbeit entsprechend planen. “

Fazit

Die eingehende Frage, ob Einzelspenden verlorene Ticketeinnahmen ersetzen können, kann auf zwei Arten beantwortet werden. Auf der Macroebene: nein. Gesamt betrachtet zeigt sich, dass die Spendenvolumen für den Kunst- und Kultursektor sowohl in Nordamerika als auch in Großbritannien im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 gesunken ist.

Doch die Gesamtsumme verdeckt die vielen unterschiedlichen Leistungen einzelner Institutionen. Die Analyse der Ausgangssituationen hat gezeigt, wie weit die meisten britischen Organisationen bei Spendeneinahmen hinter Nordamerika zurückliegen. Von dieser, sehr niedrigen Basis aus, erhöhten 50 % der teilnehmenden britischen Institutionen die Einnahmen Spenden im Jahr 2020. Und auch in Nordamerika waren es die Organisationen, die von der niedrigsten Basis aus starteten, die im Jahr 2020 mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Wachstum verzeichneten.

In Nordamerika sähe das Bild ohne ein signifikantes Wachstum im Bereich der Großspenden (über 100.000 USD) weitaus schlechter aus. Und in beiden Märkten kommen die Spenden unter 100.000 USD bzw. 80.000 GBP vor allem von besonders treuen Besuchern. Das zeigt, dass Institutionen, die in den Aufbau von Beziehungen zu loyalen Zielgruppen investieren, selbst in einer beispiellosen Krise wie dieser am besten in der Lage sind, den Sturm zu überstehen.


TRG Arts bietet eine Reihe kostenloser Ressourcen für Kultur- und Kunstfachleute in den USA, Kanada, Großbritannien und der EU, um sicherzustellen, dass der Bereich Kunst und Kultur jetzt und nach der COVID-19-Krise gedeiht:

TRG 30, eine wöchentliche 30-minütige Webinar-Reihe mit Krisenberatern und Best Practices, die jede Woche Hunderte von Führungskräften weltweit anzieht: https://go.trgarts.com/TRG30

TRG-Blog für die neuesten Themen zu COVID-19: https://trgartsresiliency.com/blog

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